Sonntag, 30. Januar 2011

back for good

Als letzte der 36 Mannschaften im deutschen Profifußball ist nun auch der VfL Osnabrück in die Rückrunde gestartet, und das sogleich mit einer Sensation: Mit einem 1:0-Auswärtssieg in Aue. Was für ein denkwürdiger Tag für die vielen leidgeprüften Auswärtsfans des VfL!
Osnabrück hat es ihnen in den vergangenen Wochen und Monaten nicht eben leicht gemacht. Besonders die vergeblichen, mitunter denkwürdigen Reisen in die nähere Umgebung, nach Duisburg, Bochum, Oberhausen und natürlich - als schwer wieder erreichbarer Höhepunkt - Bielefeld, steckten allen in den Knochen. Entsprechend folgerichtig ist da, dass der VfL sein Erfolgserlebnis nun nur mit dem härtesten Kern feiern wollte, 550 Kilometer entfernt in Aue eben, im Erzgebirgestadtion.

Zuvor hatte der VfL bekanntlich noch zwei Wochen länger Urlaub gemacht als der Rest der Profi-Teams. "Der Mensch ist nicht dafür gemacht, Mitte Januar Fußball zu spielen! Das kalte Wetter, ein paar Kilo zu viel Weihnachtsspeck: Das hatte keinen Sinn", rechtfertigt Trainer Karsten Baumann die ungewöhnliche Initiative, die bei der DFL jedoch gleich auf offene Ohren traf. "Was soll das bringen?", fragt rhetorisch Holger Hieronymus, DFL-Vorstand und zuständig für den Spielbetrieb: "Es ist doch für alle besser, wenn Osnabrück topfit aus der Spielpause startet."
Die beiden Auftritte in Duisburg und gegen 1860 hatte, von vielen Zuschauern unbemerkt, eine mäßig begabte Komparsentruppe in lila-weißen Trikots bestritten. Nun ist der wahre VfL wieder da - und sofort wird erstmals auch in der Ferne gejubelt.

Mittwoch, 26. Januar 2011

weil's so schön war

Es ist kein Geheimnis, dass wir auf diesem kleinen Familienblog noch nie Freunde des Erfolgstrainers Michael "Dick" Frontzeck waren. Aber manchmal hat er uns doch schöne Momente beschert, lyrische Lichtblicke. Weil's so schön war veröffentlichen wir heute noch einmal unseren Beitrag vom 15. Oktober 2009.

in gefahr und höchster not

Wie der geneigte Leser weiß, ist dies ein Blog, der auch die finstersten Methoden nicht scheut, wenn sie der guten VfL-Sache dienlich sind. In unseren größten Krisen sind wir gar bereit, die wohl übelste Methode anzuwenden, die auf dieser Welt an Folterwerkzeugen fleucht und kreucht: die Hermeneutik.

Widmen wir uns also einem kleinen literarischen Text, er stammt von einem gewissen Michael Frontzeck, bisher als Autor nur Insidern bekannt, und wurde in dem Liebhaberblatt "BILD" veröffentlicht. Eilige finden ihn heute auch auf borussia.de zitiert:
„Es geht um einen Mittelweg aus Kompaktheit und gutem schnellen Fußball. Wolfsburg ist individuell top besetzt, aber wir müssen zuerst wieder an die eigenen Stärken glauben.“
(Trainer Michael Frontzeck in der Bild)
Fragen wir uns zunächst: Wofür steht das "Es"? Für das Unbewusste, Unterdrückte, für das Andere, Verdrängte. Für dieses "Es" geht es also "um einen Mittelweg aus Kompaktheit und gutem schnellen Fußball". Kompaktheit mithin ist in dieser Dichotomie schlechter, langsamer Fußball, verachtenswert. Dieser Ekel vor kompakter Abwehrarbeit ist liebenswert und lässt sich intertextuell als Anspielung auf das jüngst veröffentlichte Gedicht "Tabelle" (vom chilenisch-chinesischen Lyriker Bun dés Liga) lesen, in der Borussia die drittschlechteste Abwehr angedichtet wird. Doch auch guter Fußball wird vom "Es" des lyrischen Ichs nicht angestrebt, vielmehr, so geht es in diesem vom Hauch einer feinen Dialektik durchwehten Gedicht um die Synthese, es geht um "einen Mittelweg". Von dem weiß schon der Volksmund, dass er "in Gefahr und höchster Not" vor allem eins bringe: den Tod. Schon die erste Zeile dieses bedrängenden Werks strotzt also von nihilistischer Todessehnsucht und lässt dem Leser wohlige Schauer über den Rücken laufen.
Der zweite Teil von Frontzecks Miniatur widmet sich dem Spiel mit Paradoxien. Zwar sei "Wolfsburg" stark, doch dürfe man dies zugleich nicht glauben, jedenfalls nicht "zuerst". "Zuerst" nämlich, so das lyrische Ich, gelte es "an die eigenen Stärken zu glauben", die jedoch nicht weiter benannt werden. Hier entwickelt Frontzecks Prosa eine soghafte Wirkung, zieht sie den Leser doch in eine nicht enden wollende Reflektion, welche Stärken dies seien könnten, an die er zu glauben habe vor Anerkennung Wolfsburgs. Es ist, wie so oft in Frontzecks Oeuvre, das Unanausgesprochene, die Leerstelle, die die größte Faszination seines Wirkens ausmacht. Frontzeck ist und bleibt ein Meister der weltverneinenden, dunklen Seite der Literatur.

Dienstag, 25. Januar 2011

michis geheimes trainingsvideo

Bekanntermaßen unterhält der VfLog seit geraumer Zeit eine interne Scoutingabteilung, deren Ergebnisse wir kostenfrei den Verantwortlichen bei Borussia zur Verfügung stellen. Heute möchten wir offenlegen, mit welcher sensationellen Videokompilation unser Erfolgscoach Michi Gladbachs Stürmer zu neuen Höchstleistungen anregen wird. Seit gestern läuft dieses Band voller Höhepunkte, die wir uns auch im Borussiapark wünschen, auf heavy rotation in der Kabine unserer Jungs.

Montag, 24. Januar 2011

fohlen-strauß-taktik

In den letzten Tagen haben wir zunehmend besorgte Nachfragen von Lesern unseres kleinen Familienblogs erhalten, ob es uns noch gibt. Ja, keine Bange, wir leben noch. Wir haben nur nach der Winterpause nicht gleich zurück ins Spiel gefunden. Nun aber hat uns Borussia wachgerüttelt. Das 1:0 am ersten Spieltag war für uns natürlich ein Schock. Sollten wir, bekannt und in der gewaltbereiten Fanszene beliebt als bekennender Schlechte-Laune-Miesmacher-Blog, etwa unrecht behalten? Sollte Gladbach alles richtig gemacht haben, indem man in der Winterpause Mike Hanke verpflichtet, Michi Frontzeck als Wiedergeburt Sepp Herbergers stilisierte und ansonsten den lieben Fußballgott einen guten Mann sein ließ? Sollte Gladbach noch den Klassenerhalt schaffen? Wir waren besorgt. Paralysiert. Doch nun ist alles wieder gut.

Gladbach verliert 1:3 daheim gegen Leverkusen. Und wir verstehen die Welt wieder. Denn die Welt, sie ist genau so, wie wir sie 2010 verlassen haben: Gladbach ist letzter, mit vielen Punkten Abstand selbst zu einem noch lange nicht rettenden Relegationsplatz. Gladbach hat die schlechteste Abwehr, das mit grandiosem Abstand mieseste Torverhältnisse. Gladbach hat in der gesamten Saison noch nie zu Hause gewonnen. Gladbach steht, kurz gesagt, katastrophal da. Und niemanden stört es.

Wieder einmal haben wir einige Stimmen zum Spiel zusammengetragen: Mike Hanke beweist, dass er die Fohlen-Strauss-Taktik schnell verinnerlicht hat und verkündet: "Wir hatten unsere Chancen, wir waren (...) sogar richtig gut." Und Martin Stranzl sekundiert: "Wenn wir so weitermachen (...), ist für uns noch etwas möglich."

WENN WIR SO WEITERMACHEN???

Wenn wir so weitermachen, steigen wir als einer der armseligsten Mannschaften der Bundesliga-Geschichte ab. Und werden zugleich als der Verein in die Historie eingehen, der einen Trainer, dessen einzige "Erfolgsbilanz" es bisher war, mit allen seinen Vereinen aus der Bundesliga abgestiegen zu sein, genau so lange gehalten zu haben, bis er wieder einmal abgestiegen ist. Doch halt, was sagt eigentlich Michi zum Leverkusen-Spiel? "Mit der spielerischen Leistungen (sic!) und unseren Chancen bin ich trotzdem zufrieden." Was bleibt dem noch hinzuzufügen? Vielleicht ein zeitloser Satz des großen Philosophen und Abwehr-Recken Dante, dem auch ein Journalist nach dem Bayer-Spiel ein Mikro unter die Nase hielt: "Vor allem dürfen wir nicht zu viel nachdenken." Frontzeck macht es vor, die Spieler folgen.