Vieles ist über Lucien Favre geschrieben worden in den vergangenen Wochen, und sofern es positiv und wohlwollend war, wollen wir uns allem anschließen. Dieser Coach ist ein einziger Glücksfall. Unser Familienblog hat die vergangenen Wochen und Monate vornehmlich damit verbracht, die Zeit zu genießen, und das fällt leicht. Lange nicht mehr hat man die Fohlen so furios galoppieren sehen, noch zudem auf einem erkennbar antrainierten Kurs.
Zu den schon bekannten kommen aber noch zwei weitere Segen dazu, wenn es überhaupt einen Plural von Segen gibt. Jedenfalls: Erstens dürfte mit dem Ende dieser Saison endlich das nimmermüde Mahnen Horst Köppels ein Ende haben, der sich, seit seiner überfälligen Demission im Mai 2006, zu Unrecht verscheucht sah und immer gern als erfolgreichster Borussia-Coach der vergangenen Jahre aufspielte. Der mühsam ertragbare Spielstil hievte Gladbach damals auf den zehnten Platz. Gottlob gibt es bald auch faktisch keinen Grund mehr, diese karge Spielzeit in der Rückschau zu überhöhen.
Und zweitens dürfen zwei derzeit arg geschundene Traditionsklubs, Arminia Bielefeld und Alemannia Aachen, einen Moment stolz innehalten. Sie waren ja einst einmal, wie auch Borussia, in die Hände von Erfolgscoach Michael Frontzeck gefallen. Zwar ist ihnen anschließend kein Erlöser wie Lucvien Favre beschert worden, doch tröstet vielleicht allein der Gedanke daran: Was eure Mannschaften zu leisten im Stande gewesen wären, ist mehr als ihr bisher zu träumen wagtet!
Samstag, 10. März 2012
Freitag, 9. März 2012
ein präsident für den wiederaufstieg
Wochenlang ließ sich ruhig schlafen. Alles lief, wie erwartet. Gladbach marschierte, wie es sich unter einem guten Trainer gehört. Osnabrück kapitulierte, wie es sich unter den aktuellen Bedingungen im Verein gehört. Und die Präsidentenfrage um Dirk Rasch und Christian Wulff pressierte, weil beide mit ihren Rücktritten auf eine große Lösung zusteuerten.
Wie hier im Blog schon früh exklusiv berichtet wurde, reifte das Modell des gelassenen Übergangs schon Ende des letzten Jahres. Damals hatte Altpräsident Rasch die Zeichen der Zeit erkannt; amtsmüde war er, doch fokussiert immerhin noch auf eine standesgemäße Staffelstab-Übergabe. Er zimmerte im Hintergrund am spektakulären Präsidenten-Comeback von Christian Wulff. Damals konnte zwar niemand ahnen, dass Wulff sich und seinem Volke gönnt, das ganze Elend seiner Bundespräsidentenschaft noch über zwei Monate auszuwalzen; doch nun ist der Weg frei. Wulff ist aus dem einen Amte ausgeschieden und kann endlich an die Spitze des künftigen Zweitligisten VfL Osnabrück wechseln. Dort begegnen sich tatsächlich Himmel und Erde, in der Geschäftsstelle in der Scharnhorststraße spielen bald kleine Kinder, und ein neuer Wind weht durch den Klub. Welcome, Mr. President!
Eine erste Böe diesen neuen Windes hatte zuletzt schon Trainer Pele Wollitz entfacht, zumindest für einige Leichtgewichte, die sich davon tragen ließen. Wollitz' Talent im komödiantischen Genre ist bekannt, und auch wir als eigentlich doch ernster und seriöser Familienblog kommen wir nicht umhin, herzlich zu lachen: Die aktuellen Spekulationen über einen Sturm des Teams an die Spitze der Liga ist tatsächlich ein guter Witz, der auch mit etwas Abstand nicht schlechter wird!
Die Pointe geht zwar enorm auf Kosten des Ex-Coaches Uwe Fuchs, der sich sicherlich fragen dürfte, ob er oder die versammelte Führungsriege beim VfL nicht mehr ganz bei Trost sind. Aber wer konnte ahnen, dass Teile des Osnabrücker Publikums das neue Saisonziel 'Direkter Wiederaufstieg' tatsächlich ernst und zum Anlass für so etwas wie einen Aufbruch nehmen?
Osnabrück dürfe sich nicht abfinden mit einem Platz im Mittelfeld der dritten Liga, heißt es. Das stimmt natürlich. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, spielt der VfL nun also wieder um den Aufstieg mit. Das leuchtet ein, und als genauso seriös dürfen deshalb künftig auch die folgenden Ziele gelten:
- Bayern München beteuert: Unser Ziel ist, den Champions League-Titel in der kommenden Saison zu verteidigen!
- Die Partei "Die Linke" lässt wissen: Der Spitzensteuersatz von 60 Prozent, die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die Rente mit 65 wird unsere rot-rot-grüne Koalition mit Bundesarbeitsminister Lafontaine prägen.
- Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon verspricht: Die Armut in der Welt werden wir bis Ende kommenden Jahres halbiert haben, niemand muss mehr hungern.
So hehr all diese Ziele sein mögen, bleiben sie doch absurd, mehr noch: Wer mit so etwas ernsthaft in die Öffentlichkeit geht, endet im besten Fall als belächelter Idealist, wahrscheinlicher: als Lachnummer. Es darf nun irritieren, dass dieser Mechanismus vom VfL und Wollitz ausgehebelt scheint. Es wirken offenbar euphorisierende Parolen, die eine engagierte, mittelmäßige Drittligamannschaft zum Aufstiegsaspiranten erklären. Unabhängig davon, was es für die Zurechnungsfähigkeit jener bedeutet, die darüber nicht lachen: Das ist doch echt witzig, oder?
Das mit Gladbach klären wir ein andermal. Die Rückschläge der letzten Wochen mit dem Unentschieden gegen Hamburg und der Niederlage in Nürnberg stören die Aufbruchstimmung in Osnabrück nur. Das dürfen wir uns nicht leisten.
Wie hier im Blog schon früh exklusiv berichtet wurde, reifte das Modell des gelassenen Übergangs schon Ende des letzten Jahres. Damals hatte Altpräsident Rasch die Zeichen der Zeit erkannt; amtsmüde war er, doch fokussiert immerhin noch auf eine standesgemäße Staffelstab-Übergabe. Er zimmerte im Hintergrund am spektakulären Präsidenten-Comeback von Christian Wulff. Damals konnte zwar niemand ahnen, dass Wulff sich und seinem Volke gönnt, das ganze Elend seiner Bundespräsidentenschaft noch über zwei Monate auszuwalzen; doch nun ist der Weg frei. Wulff ist aus dem einen Amte ausgeschieden und kann endlich an die Spitze des künftigen Zweitligisten VfL Osnabrück wechseln. Dort begegnen sich tatsächlich Himmel und Erde, in der Geschäftsstelle in der Scharnhorststraße spielen bald kleine Kinder, und ein neuer Wind weht durch den Klub. Welcome, Mr. President!
Eine erste Böe diesen neuen Windes hatte zuletzt schon Trainer Pele Wollitz entfacht, zumindest für einige Leichtgewichte, die sich davon tragen ließen. Wollitz' Talent im komödiantischen Genre ist bekannt, und auch wir als eigentlich doch ernster und seriöser Familienblog kommen wir nicht umhin, herzlich zu lachen: Die aktuellen Spekulationen über einen Sturm des Teams an die Spitze der Liga ist tatsächlich ein guter Witz, der auch mit etwas Abstand nicht schlechter wird!
Die Pointe geht zwar enorm auf Kosten des Ex-Coaches Uwe Fuchs, der sich sicherlich fragen dürfte, ob er oder die versammelte Führungsriege beim VfL nicht mehr ganz bei Trost sind. Aber wer konnte ahnen, dass Teile des Osnabrücker Publikums das neue Saisonziel 'Direkter Wiederaufstieg' tatsächlich ernst und zum Anlass für so etwas wie einen Aufbruch nehmen?
Osnabrück dürfe sich nicht abfinden mit einem Platz im Mittelfeld der dritten Liga, heißt es. Das stimmt natürlich. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, spielt der VfL nun also wieder um den Aufstieg mit. Das leuchtet ein, und als genauso seriös dürfen deshalb künftig auch die folgenden Ziele gelten:
- Bayern München beteuert: Unser Ziel ist, den Champions League-Titel in der kommenden Saison zu verteidigen!
- Die Partei "Die Linke" lässt wissen: Der Spitzensteuersatz von 60 Prozent, die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die Rente mit 65 wird unsere rot-rot-grüne Koalition mit Bundesarbeitsminister Lafontaine prägen.
- Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon verspricht: Die Armut in der Welt werden wir bis Ende kommenden Jahres halbiert haben, niemand muss mehr hungern.
So hehr all diese Ziele sein mögen, bleiben sie doch absurd, mehr noch: Wer mit so etwas ernsthaft in die Öffentlichkeit geht, endet im besten Fall als belächelter Idealist, wahrscheinlicher: als Lachnummer. Es darf nun irritieren, dass dieser Mechanismus vom VfL und Wollitz ausgehebelt scheint. Es wirken offenbar euphorisierende Parolen, die eine engagierte, mittelmäßige Drittligamannschaft zum Aufstiegsaspiranten erklären. Unabhängig davon, was es für die Zurechnungsfähigkeit jener bedeutet, die darüber nicht lachen: Das ist doch echt witzig, oder?
Das mit Gladbach klären wir ein andermal. Die Rückschläge der letzten Wochen mit dem Unentschieden gegen Hamburg und der Niederlage in Nürnberg stören die Aufbruchstimmung in Osnabrück nur. Das dürfen wir uns nicht leisten.
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