Mittwoch, 8. Juni 2011

umgangsformen

Wie sich etwa das Leben im Pflegeheim oder als Best-Performer der Hamburg Mannheimer-Versicherung in anderen Welten abspielt, so sind offenbar auch die Gepflogenheiten im Profifußball eigenartig. Klaro, dass Millionensummen mirnichts, dirnichts von hüben nach drüben fließen, dass Spieler heute bei diesem Klub trainieren und morgen für jenen spielen, dass die Mär von den elf Freunden eben nur noch eine Mär ist: All das ist längst bekannt.

Doch so manche Umgangsform schien uns, ehrlich gesagt, auch im Fußballbusiness selbstverständlich. Dass Chefs und ihre Spieler sich beispielsweise ab und an mal unterhalten, wie es so steht und weitergeht. Wer sich täglich sieht, sollte man meinen, wird sich doch darüber verständigen, ob das morgen, übermorgen, in drei Wochen noch genauso ist. Erst recht vorm Sommerurlaub und erst recht beim VfL Osnabrück, der das Image des Nischenvereins zum Anfassen sehr sorgfältig pflegt, wird das so sein, dachten wir.

Offenbar ist das alles anders. Manager und ihre Spieler sind anscheinend doch nicht mehr als gewöhnliche Geschäftspartner, eher weniger. So jedenfalls lesen sich die Meldungen dieser Tage:
Lothar Gans teilt die geplante Trennung von den Sportkameraden Krük und Stang ihren Beratern mit; die Spieler seien im Urlaub. Jan Tauer, Verteidiger ältester Schule, über dessen Fortgang sicher niemand weinen müsste, tappt im Dunkeln, wie es weitergeht: Mit ihm habe von Vereinsseite niemand gesprochen. Kristoffer Andersen würde wohl gern weiter für den VfL arbeiten, habe jedoch "bisher vom VfL nichts gehört". Genauso Benjamin Siegert, der sechs Wochen vor Saisonbeginn einräumt: „Konkretes ist nicht besprochen worden.“ Dasselbe bei Tobias Nickenig und Alexander Schnetzler, der der Neuen Osnabrücker Zeitung sagt: „Mit mir hat niemand vom VfL gesprochen. Ich gehe davon aus, dass ich nächste Saison woanders spiele.“

Man bedenke, dass Gans, aber auch Nach-wie-vor-Co-Trainer Rolf Meyer die Spieler mindestens ein Jahr lang so gut wie täglich getroffen und viel Zeit mit ihnen verbracht haben; die Zukunft war offenbar kein Thema bei ihren Gesprächen, nicht einmal die naheste.
Angesichts dieser abstrusen Momentaufnahme muss sich nun immerhin niemand mehr wundern, warum der VfL für viele Spieler eben keine Berufung ist, keine Herzensangelegenheit und kein besonderer Klub, sondern ein ganz normaler Arbeitgeber: Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

höchst verwirrend ist das alles diesertage...
cheerio, chris