Montag, 30. November 2009

sicherheitsverwahrung

Sicherheitsverwahrung ist, wenn ein gegnerischer Stürmer von den eigenen Verteidigern über 90 Minuten so aus dem Spiel genommen wird, dass keine Torchance entsteht.




Alles andere, liebe Journalisten vom Fach, ist Sicherungsverwahrung.

Sonntag, 29. November 2009

scheitern

Der Fußballgott ist ein Spaßvogel. Schon vor einigen Wochen auf den Geschmack gekommen, schickte er gestern Morgen erstmals eine E-Mail mit einem jener Sudokus, die ihn so begeistern, und kündete stolz, er wolle das Endergebnis des VfL beim Auswärtsspiel in Kiel schon vorab in ein kleines Zahlenrätsel hüllen: Die Quersumme der vierten Zeile, waagerecht, geteilt durch 45 ergebe die Tore der Störche. Osnabrücks Treffer könnten über die Quersumme der siebten Zeile, senkrecht, geteilt durch 45 errechnet werden. (Jaja, zugegeben, wir kommen spät damit, viele Fans hätten sich die Reise nach Kiel schenken können.)

Doch hier sind wir bei dem eigentlichen Problem: Seit nunmehr zwei Stunden, neun Minuten und 31 Sekunden vermag ich diese Aufgabe nicht zu lösen. Das persönliche Scheitern könnte kaum größer sein. Lange schien es, ich könnte der Blöße entkommen, diese Blamage öffentlich zu machen: Immer mehr der kleinen Merkzahlen häuften sich an, und in vielen Fällen, etwa bei den beiden noch ungelösten mittleren Neuntetts, liegt das Gute doch so nah. Allein der Durchbruch ist bis zuletzt ausgeblieben.

Versprochen: Beim nächsten heißen Tipps vom Fußballgott verraten wir sofort das Ergebnis, damit alle noch einen ordentlichen Batzen auf das avisierte Resultat wetten können. Nur dafür braucht es Hilfe. Ich verlange keine fertigen Lösungen. Aber ein klitzekleiner Tipp, wo ich ansetzen muss, um diese Schande zu verarbeiten, wäre sehr freundlich.

Samstag, 28. November 2009

ohne bitterkeit

18 Punkte hat die Borussia nun schon erspie, äh, eingefahren. Besonders für den Coach und Shootingstar aus dem Einwohnermeldeamt in Mönchengladbach ist diese Zwischenbilanz phänomenal. 18 Punkte! So viele hat Michi Frontzeck doch mit seinen Vorgänger-Vereinen zusammen nicht gewonnen. Wahnsinn! Am kommenden Wochenende dann kann sich Gladbach auf nur drei Punkte an Bayern München annähern. Wo soll das noch hinführen?

"Und wir alle", schreibt Bertolt Brecht in seiner wunderbaren Weihnachtsgeschichte Das Paket des lieben Gottes, "die erstaunt dabei standen und etwas ganz anderes erwartet hatten und fast nur begriffen, daß der Mann unter irgendeiner Beschuldigung gestanden und inzwischen, wie er eben aus dem Zeitungsblatt erfahren hatte, rehabilitiert worden war, fingen plötzlich an, aus vollem Halse und fast aus dem Herzen mitzulachen, und dadurch kam ein großer Schwung in unsere Veranstaltung, die gewisse Bitterkeit war überhaupt vergessen [...]."
Was Brecht vergaß zu fragen, war, wann uns dieses Lachen im Halse stecken bleibt.

Freitag, 27. November 2009

weiße weste

Es ist schon unsäglich, wie im neuerlichen Wettskandal einzelne Personen vorverurteilt werden. Gerade beim lila VfL kann man ein Lied davon singen. Immerhin mehren sich die Zeichen, dass auch die Medien zumindest Thomas Reichenberger aus der Schusslinie nehmen. Die Süddeutsche berichtete gar, dass der Mann mit der weißen Weste bereits vor Jahren vorbildlich gehandelt hat: Damals noch bei Uerdingen bot ihm ein Unbekannter 5.000 €, wenn der KFC das nächste Spiel verliert. Reichenberger behielt klaren Kopf und informierte den DFB. Stutzig machen allein seine Worte, die laut Süddeutscher sinngemäß so lauten: "Ich habe dem Mann klargemacht, dass ich niemals Geld oder Geschenke von einem anderen Verein annehmen würde. Ich habe ihn dann an unseren damaligen Kapitän, Markus Feldhoff, verwiesen." Äh, bitte was?! Und: Wo war Feldhoff eigentlich in der letzten Saison? Ach ja, wir erinnern uns.

Donnerstag, 26. November 2009

dicke decke


Der Winter naht, ja mancherorts ist er auch schon da. Das ist die Zeit des Schlotterns und Fröstelns auf den Rängen unserer Stadien, und die in den letzten Jahren erwachsene Sitzplatzkultur macht nichts besser: Vorbei die Zeiten des Wippens auf allen Rängen, der gediegene Fan kauert und friert. Das muss nicht sein, und dafür sorgt ab sofort ein neues exklusives Produkt aus unserem feinen, kleinen VfLog-Shop: Die Kuscheldecke. Aus edelstem Material hält sie nicht nur warm, sondern macht auch ein charmantes Statement. So kommt man auch mit dem Nachbarn ins Gespräch, dessen breite Schenkel man ohnehin schon lange an den eigenen Beinen spürte. Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, und menschliche Wärme lässt sich durch die so viel wohligere Kuscheldecke ersetzen. Da heißt es Zugreifen, liebe Leser und nicht vergessen: bald ist Weihnachten! Die Decke ist auch das ideale Geschenk für dicke Freunde.

Mittwoch, 25. November 2009

seitenwechsel #97

Die hundert naht, so lange gibt es nun schon den wöchentlichen Seitenwechsel. Joachim ist immer noch voll bei der Sache und schwärmt von Gladbachs Spiel, das den Kompositionen eines obskuren Tonkünstlers gleiche. In seiner Antwort konzentriert sich Martin nicht aufs Schwärmen, sondern auf neue Leserschichten und holt sie dort ab, wo sie sind: In China – und bei Seitenwahl.

Lieber Martin,

Manchmal, bevorzugt am Wochenende, liest man einen langen Artikel in einer Qualitätszeitung. Der Artikel thematisiert das Schaffen eines Menschen, den man nicht kannte und der in einer Branche arbeitet, in der man sich wenig bis gar nicht auskennt. Eigentlich weiß man kaum, was der konkrete Anlaß des Artikels ist, und er legt sich auch auf kein Genre fest. Ist es eine Kurzbiographie, eine wissenschaftliche Studie oder ein kultursoziologischer Traktat? Vielleicht ist es auch eine Studie über das Leben im allgemeinen. Jedenfalls aber meint man nach der Lektüre, nicht nur blendend unterhalten worden zu sein, sondern man fragt sich, wie man vorher von der Existenz des Gegenstandes keine Ahnung haben konnte. Und man verspürt den Drang, den Artikel bald nochmals zu lesen, ganz einfach weil er so gut geschrieben ist.

So erging es mir bei der Lektüre des wunderbaren Artikels von Dietmar Dath über das Schaffen des Komponisten Cornelius Cardew in der FAZ vom 21. November, und so erging es mir wenige Stunden später beim Betrachten der Begegnung Borussias bei Eintracht Frankfurt. Ich hatte im Vorfeld nicht das Gefühl, daß ich solche Spiele brauche, ich war beim Betrachten des Spiels nicht der Ansicht, daß Borussia besonders gut spielte, doch es wogte hin und her, es gab überraschende Akzente, die geschickt zum richtigen Zeitpunkt eingestreut wurden, und am Ende machte sich tiefe Zufriedenheit breit. Kurzum: Das Spiel wußte eine Geschichte zu erzählen. Ich hätte gerne mehr davon.

Lieber Martin, letzte Woche beklagte ich, daß wir weit weniger Punkte hätten, als uns von den Leistungen her „zustünden“. Nun, der Fußballgott – sprich das Gesetz der großen Zahl, statistisch gesehen – hat uns drei Punkte geschenkt, die weder eingeplant noch der Sache nach angemessen waren. Damit möchte ich die Leistung nicht kleinreden, aber wer das erste Tor geschenkt bekommt, mehrfach in extremis den Ball von der eigenen Torlinie kratzt und am Ende den entscheidenden Konter vergeigt, der hat auch Glück – und zwar viel davon. Nun, ich selbst habe auch häufig Glück, und ich sage mir dann einfach: Glück hat der Tüchtige. Basta.

Es gibt ja auch viel Positives mitzunehmen. Beispielsweise kamen mir nach dem Anschlußtreffer die Worte „Bochum“ und „Hoffenheim“ in den Sinn. Schön, daß die Spieler der eigenen Mannschaft inzwischen nervlich stabiler sind als man selbst. Betrachtet man Logan Bailly, sind sie vielleicht gar nervlich zu stabil, auch wenn seine Aktion in keinem Saisonrückblick fehlen wird. Ich hoffe, er handelt am 34. Spieltag, wenn ein einzelnes Tor über was dann auch immer entscheiden kann, bedachter. Sein Gegenüber freilich tat mir leid. Überall lese ich „Eigentor Nikolov“, aber wenn jemand nun gar nichts für diesen Treffer kann, so ist er es. Nun, das wird seine geringste Sorge sein.

Kurzum, vielleicht gehe ich an einem Abend, an dem im Fernsehen nur unnütze Champions League-Gruppenspiele laufen, hin und betrachte auf Fohlen-TV nochmals das Frankfurt-Spiel (nur diesmal ungleich entspannter). Oder ich lese erneut den Artikel von Dietmar Dath. Wahrscheinlich aber lese ich einfach Deine Antwort auf meinen Brief sowie die Reaktionen der ungezählten Chinesen, die in Eurer Leserbriefspalte die deutsche Grammatik einüben. Nur eines weiß ich mit Sicherheit: gegen Schalke müssen Punkte her.

Es grüßt Dich somit mit dem alten Murmeltiergruß

Dein Joachim

Dienstag, 24. November 2009

das war einmal #28: köppel

Es ist an dieser Stelle noch gar nicht ausführlich genug gewürdigt worden, dass mein alter rot-blauer Heimatverein WSV (genau, der mit dem Lehnchen vom Tippen-Tappen Tönchen) dafür gesorgt hat, dass Horst Köppel vor einiger Zeit wieder einmal arbeitssuchend geworden ist. Jetzt wartet er darauf, Nachfolger von Michael Skibbe bei Eintracht Frankfurt zu werden.

Da uns mit Opa Horst eine innige Beziehung verbindet und wir heute an diesem Tag mit Regen und Orkanböen ganz melancholisch sind, wollen wir uns ein wenig an die gute alte Zeit mit ihm erinnern. Damals, als Advocaat ging und Hotte kam. Und uns Hotte den spektakulärsten Transfer der Vereinsgeschichte bescherte. Irgendwann ging es dann abwärts mit unserer Liebe, doch wir waren wie stets opportunistischverhandlungsbereit. Er lehnte ab, und es kam wie es kommen musste. Nicht nur hatte er in Gladbach keinen Erfolg mehr, auch anderswo lief es schlecht. Dass er dann auch noch nachgetreten hat, haben wir ihm zwar nicht verziehen. Aber jetzt wünschen wir ihm doch wieder alles Gute und einen guten Aufenthalt im "Trainingslager".

Montag, 23. November 2009

überstunden

Wenn nur die beiden Niederlagen in Augsburg und Nürnberg auf manipulative Weise zustanden gekommen sein sollen: Wie ist es dann Frankfurt, Ingolstadt und Koblenz gelungen, den VfL zu schlagen? "Da müssen wir wohl nochmal ran", räumt die Staatsanwaltschaft Bochum ein.

Sonntag, 22. November 2009

niemand schiesst drei tore

"Niemand kommt rein und setzt sich hin, Fuß auf den Tisch, Hand unters Kinn. Niemand isst hungrig mein Frühstücksmenü. Niemand kommt immer zu früh." Die wunderbare Sophie Hunger hat längst erkannt, dass man Niemand nicht ignorieren sollte – siehe ihren hier zitierten "Walzer für Niemand". Von nichts kommt nichts? Von wegen!

So fasste denn ein Freund auch das gestrige Gladbachspiel passend per SMS zusammen:

Gladbach hat aus nix zwei tore gemacht, frankfurt aus nix eins. Daher nicht unverdient.

So ist es.

Samstag, 21. November 2009

alle wetter!

Ganz abgezockt schiebt Aleksandar Kotuljac den Ball in letzter Sekunde noch einmal ins Netz. Vor dem Spiel hatten Martin und ich noch auf einen Sieg der Heimmannschaft mit drei Toren Abstand gewettet, und der Fußballgott versprach, er wolle sehen, was sich machen lasse. "Wie gewünscht!", schickte er um viertel nach Drei per SMS, und dann war klar: Osnabrück klettert weiter in Richtung Tabellenspitze. Hurra, VfL!

Nach Recherchen unseres kleinen Familienblogs war auch der DFB mit einer kleinen Abordnung nach Osnabrück gekommen. Das mit viel technischem Know-How installierte Frühwarnsystem, das Manipulationen bei Sportwetten verhindern soll, funktioniere entgegen aller Verunglimpfungen bestens, flüsterte einer der Anti-Korruptions-Häscher hinter vorgehaltener Hand. Kaum hatten sie die Stufen zur Nordtribüne erklommen, machten sich die Ermittler auch sofort mit Lupe, Fingerabdruck-Pulver und etwas Milch zur Sichtbarmachung von Zaubertinte ans Werk. "Wir wollen den Laden hier jetzt mal richtig durchleuchten!" Der VfL musste das Spiel gegen Dortmund deshalb trotz strahlenden Sonnenscheins unter Flutlicht austragen.

Was das Spiel als solches angeht, konnte man sich lange Zeit getrost für ein kleines Nickerchen in der Herbstsonne zurücklehnen. Und selbst dann, wenn man nur ab und zu mal hinsah, bekam man noch genügend gedankenlose Abschläge, nachlässige Passspiele und gute Schiedsrichterentscheidungen mit, um sich ein Bild zu machen. Schließlich, zum Ende der ersten Halbzeit, hatte sich der VfL dann doch einige gute Torchancen erarbeitet und schoss folgerichtig das 1:0, das, obwohl es doch folgerichtig gewesen war, umgehend ausgeglichen wurde.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit hielten vermutlich jene, die gerade noch die Millioneneinnahmen aus dem DFB-Pokal als märchenhaftes Entschuldungs- und Investitionsprogramm feierten, ein Transparent hoch, auf dem "Dieses Scheißgeld macht unseren Sport kaputt" stand. Das war lustig.
Dann verwandelte Matthias Heidrich einen Strafstoß, und Aleksandar Kotuljac feierte ein famoses Comeback: Erst schloss er einen sehenswerten Angriff zum 3:1 ab; dann vollstreckte er, wie bestellt und gesagt, auch noch zum erlösenden 4:1.

Fehlt noch das Ergebnis der DFB-Ermittler. Die gaben nach dem Abpfiff vorsichtig Entwarnung. "Also hier war der Sapina nicht. Wir haben nichts gefunden!" Das hieße im Umkehrschluss jedoch, der VfL könnte mit rechten Dingen abgestiegen sein. Wie man es wendet: Es bleibt ein Jammer.

Freitag, 20. November 2009

unschuldsvermutung

Ein Wettskandal erschüttert den europäischen Fußball. Mancherorts mehr, mancherorts weniger. Derzeit sieht es so aus, dass der lila VfL besonders betroffen sein könnte. Zwei Spiele aus der Abstiegssaison wurden mutmaßlich so manipuliert, dass der VfL mit einer bestimmten Tordifferenz verlor. Angeblich von einem damaligen VfL-Spieler, der seither den Verein verlassen hat (angesichts der Kaderpolitik in Osnabrück nach dem Abstieg hilft diese Angabe kaum weiter, um den Verdächtigenkreis einzuengen...). Nun gilt auf diesem sauberen Familienblog natürlich mehr als überall sonst die Unschuldsvermutung. Was für uns in diesem Fall heißt: Womöglich ist der VfL unschuldig abgestiegen. Der Demagoge in uns möchte rufen: Hängt die Sau, die daran schuld war! Doch als Wehrdienstverweigerer können wir das nicht mit unserem Gewissen vereinbaren. Aber den Übeltäter so richtig fies ewig in der Hölle schmoren lassen, das dürfte der Fußballgott schon einrichten können, wenn die Vorwürfe sich als wahr erweisen.

Donnerstag, 19. November 2009

seitenwechsel #96

Die Bundesliga hat uns wieder, und langsam können wir auch wieder über die VfLs denken. Es ist jetzt wichtig, wieder in den Alltag zu kommen, und was hilft dabei mehr, als liebgewonnene Rituale wie der Seitenwechsel. Nummer - ja!? - 96 steht schon an: Während Martin bei Seitenwahl mit der Prognosequalität der Brieffreundschaft hardert, ist Joachim wie immer um eine fröhlichere Sicht der Dinge bemüht und rechnet fest mit vielen, vielen Punkten.

Lieber Martin,

der Fußball hat uns wieder, und das ist gut so. Nein, ich rede hier nicht über die Frage, ob die Nationalelf gegen Chile spielen muß (nein, muß sie nicht, und das ist gut so) oder die Elfenbeinküste (wen interessiert’s, aber vielleicht immer noch interessanter als Ukraine gegen Griechenland, wo man eigentlich bei der FIFA einen Antrag stellen sollte, daß beide nächstes Jahr von Südafrika fernbleiben). Ich rede vielmehr von den Klassikern bester deutscher Fußball-Unterhaltung, also etwa Neunkirchen gegen Braunschweig. Oder, leicht – aber nur sehr leicht – aktualisiert: Frankfurt gegen Gladbach.

Ich habe im Innehalten der letzten Tage etwas das Gefühl dafür verloren, wer derzeit bei Borussia fit, willens und in der Lage ist, über 90 Minuten zu spielen, doch eines weiß ich: Ein Sieg soll her. Ich habe mal gerechnet, und ich rechne meistens kritisch der eigenen Mannschaft gegenüber. Aber selbst wenn ich die Latte hoch lege und sage, hier hätte man eher noch verlieren können, so komme ich bezogen auf die bislang in den zwölf Ligaspielen gezeigten Leistungen zum Ergebnis, daß wir eigentlich fünf Punkte mehr haben müßten, als tatsächlich auf dem Konto stehen. Und da betreibe ich an dieser Stelle mal einen ganz miesen Management-Stil, pfeife die Meinen zusammen und raunze: Punkte her, dalli. Wie viele Punkte werden wir schließlich bekommen, wenn wir mal anfangen, schlecht zu spielen?

Natürlich, lieber Martin, bist Du weiser als ich und erklärst mir, die Devise heiße NullNull. Da verstehst Du etwas falsch. Ich habe jahrelang mit einem Schulfreund zusammen Toto gespielt (Jahrzehnte ist’s her…), und wir haben mit einer winzigen Ausnahme nie etwas gewonnen. Warum? Einfach: Er war KSC-Fan, ich Gladbach-Fan, und unsere Teams haben mehr verloren als gewonnen, was uns aber nicht von der Bank auf die 1 oder 2 abhielt, je nachdem, wo die unsrigen aufliefen. Portfoliotechnisch war das Schwachsinn, spaßmäßig sensationell. Schließlich möchte man nicht recht haben, sondern grandios triumphieren, auch wenn’s nur einmal alle drei Jahre ist.

Dumm ist nur: Wenn ich dann tatsächlich mal recht habe, sitzt Dein emil auf der langen Leitung, und Du merkst es nicht mal (geschweige denn die inzwischen einskommavier Milliarden Chinesen, die uns lesen). Ja, geh mal zu irgendeiner rheinischen Postille, such Dir einen Kommunikationsdingsbums und laß ihn analysieren, wie oft Du und ich recht hatten. Er wird mit rotumrandeten Augen zu Dir kommen und Dir sagen: Öfter, als Du denkst. Schade, daß ich gerade keine weiteren Beispiele zur Hand habe, um das näher zu belegen, aber ich sage Dir: Samstag, Martin, das gibt was. Und deshalb: Weg mit Deinem NullNull, obwohl das tototechnisch sicherlich nicht dumm ist.

Es grüßt Dich den Daum im stieren Blick und das Rückgrat gestreckt wie ein Advocaaaat

Dein Joachim

Mittwoch, 18. November 2009

wiesinger ist fußballtrainer

Kai Wiesinger trainiert jetzt den FC Ingolstadt. "Wiesinger, Wiesinger", dachte ich, als ich den Namen hörte. Wiesinger, den muss man doch kennen, der ist immerhin Coach eines Aufstiegsfavoriten. Dann endlich fiel es mir ein: Es muss dieser Kai Wiesinger sein.
Im sonst nicht weiter beachtenswerten Film Stadtgespräch glänzte er in einem Dialog mit der nicht weiter beachtenswerten Katja Riemann, die sich nach einigen Drinks zierte, mit ihm ins Bett zu gehen, mit in etwa diesem, sehr beachtenwerten Ausspruch: "Was soll denn der Scheiß? Meinst du, ich geh jetzt nochmal los und reiß mir 'ne Neue auf?" Das ist sehr witzig und also automatisch Lichtjahre von Opa Hotte entfernt. Ein cooler Coach! Hoffentlich steigt Ingolstadt auf.

Dienstag, 17. November 2009

investition

Hiermit gebe ich bekannt, dass ich für 1 Fantastillarde Euro Anteile an einem Grashalm auf dem Gelände des ehemaligen Bökelbergs erworben habe. Ich tue dies als Bekenntnis meiner Verbundenheit zu Borussia Mönchengladbach. Die Anteile habe ich nicht vom Verein, sondern von Jürgen Gelsdorf erworben, der mit dem Geld sicher mehr anfangen kann. Dank an Felix Magath für die Inspiration.

Montag, 16. November 2009

zauberschloss

Als Reaktion auf den durchwachsenen Saisonstart verabschiedet sich das Bundeskabinett morgen ins Trainingslager nach Schloss Meseberg in Brandenburg. Auf dem Trainingsplan ganz oben steht: Teambuildung.
"Gefahr erkannt, Gefahr gebannt", mag sich Übungsleiterin Merkel denken, und recht hat sie. Sie hat vom VfL gelernt, ließ Regierungssprecher Ulrich Wilhelm ausrichten. Wer stets denkt, man wurschtele sich schon irgendwie durch, der steigt am Ende ab, sagte Wilhelm, und recht hat er.
Von Mutti lernen, heißt siegen lernen. Wenn der VfL in der nächsten Krise dann auf Schloss Meseberg Halt macht, haben wir schon mal einen Freundschaftsspielgegner in petto: Den SV Altlüdersdorf. Das ist gleich ums Eck.

Sonntag, 15. November 2009

auszeit

"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen", mahnte schon Ludwig Wittgentein in seinem berühmten Tractatus logico-philosophicus. Darum schert sich dieser Tage fast niemand, doch wenigstens wir in unserem kleinen Fußballblog halten uns dran. Wir hatten bis gestern eine Auszeit genommen.

"Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Welt", sagte Wittgenstein weiter. Dort, an der Grenze der Welt, werden wir auch heute noch einmal innehalten.

Samstag, 14. November 2009

rangelt euch!

Da gewinnt Frankreich ein über weite Strecken schlechtes Spiel glücklich (und doch, seien wir ehrlich, Gott sei Dank!) 1:0 in Irland, und immerhin anschließend kommt ein bisschen Stimmung auf. Eine Hand voll irischer und französischer Spieler gerieten aneinander, endlich! Fußball ist kein Schach. Fernsehreporter mimen angesichts solch süßer Rangeleien dann gern die Mahner: "Diese Szenen wollen wir ja gar nicht sehen!" Na, Schmarrn! Selbstverständlich wollen wir das sehen. Genau das wollen wir sehen! Es ist doch nicht ernsthaft irgendein C-Jugend-Spieler so naiv, künftig die so genannte Rudelbildung als selbstverständlichen Form der Auseinandersetzung zu begreifen. Rangelt euch! Und schenkt der Zuschauern auch noch ein bisschen gute Unterhaltung, wenn das Spiel längst vorbei ist.

Dienstag, 10. November 2009

friedhof der freuden

Der VfLog trägt heute Trauer angesichts des Todes von Robert Enke, einem der Helden auch des VfLs. Wo die einen zwischen vorproduzierten sogenannten Nachrichtenblöcken voller Belanglosigkeiten den Pressesprecher der Polizei mit Speichel am Mundwinkel fragen: "Sie haben mit der Frau gesprochen – wie hat sie es denn aufgenommen?" und dazu in der Endlosschleife Bilder des fortfahrenden Krankenwagens zeigen wie das DSF, wo die anderen ihre Webseiten mit minutiösen Details über Geldbörsen und Laufwege spicken, wollen wir schweigen.

Wir fahren übermorgen nach Lissabon, der vielleicht glücklichsten Station des Torwarts Robert Enke. Am Cemitério dos Prazeres, der im Volksmund den schönen Namen "Friedhof der Freuden" trägt, werden wir eine Kerze für ihn anzünden. Der Flug ist schon gebucht.

Montag, 9. November 2009

die falschen

"Der kommt nicht mehr." Mit diesem feinen letzten Satz endete der letzte Polizeiruf mit Edgar Selge als Kommissar Tauber. Wie so oft im Leben sind es die Falschen, die gehen, und die Falschen, die bleiben. Kommisarin Obermeier beispielsweise wollte gerne ohne Tauber weitermachen, nur dank des in diesem Fall alerten BR bleibt uns ein Polizeiruf mit ihr, aber ohne Tauber erspart.

Auch im Fußball sieht es so aus, dass die Falschen uns in Gladbach erhalten bleiben werden, nachdem das 0:0 gegen Stuttgart weithin als Meilenstein der Vereinsgeschichte bejubelt wird. Damit die Parallele ganz stimmt, muss jedoch noch jemand gehen, der bleiben sollte. Wenn auch wir uns euphorisieren lassen wollen, so könnte dies Reus sein, der sicher bald von Nerlinger & Co. umworben wird.

Aber, unter uns: das Spiel war vorgestern schon supi. Supi. Das war nämlich das Wort, das wir gesucht hatten.

Sonntag, 8. November 2009

in eigener sache #11: "das fehlt uns!"

Martin hat in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung unseren kleinen Familienblog scharf kritisiert. "Man darf Texte nicht einfach schreiben, weil sie gut sind", krakeelt er. "Wenn man unseren Blog mit anderen Topblogs aus der Champions League vergleicht, dann sind diese mit sieben, acht Knallern pro Woche strategisch erstklassig besetzt - und das fehlt uns!"

"Das wird er noch bereuen", kommentierte der Herausgeber des VfLog, der Fußballgott, Martins verbale Attacke. Dass der nun mit einer einfachen Geldstrafe davonkommt, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlich wird er erschossen.

Samstag, 7. November 2009

rückschlag

Wie das so ist mit der Trauerarbeit und zerbrochenen Beziehungen: Wenn das Gröbste durchgestanden scheint, kommt der Schmerz unerwartet. Heute, als der VfL erleichtert über das 1:0 gegen den SV Sandhausen Jahn Regensburg jubelte und nun schon fast Dritter ist, verdarb er mir mal wieder einen schönen Nachmittag: Wieso war es im Frühjahr nicht möglich, ein Spiel gegen Paderborn zu gewinnen?

Freitag, 6. November 2009

raute

Am Samstag wird in Gladbach "die größte Fan-Raute der Welt", äh, "enthüllt". Was man sonst mit Skandalen macht oder mit dem Reichstag nach einer Kunstaktion von Christo, nun wird es mit einer Fan-Raute geschehen, noch dazu der größten der Welt. Auch harte Recherchen haben uns keine Erkenntnis darüber gebracht, wo sich die zweitgrößte befindet. Wir vermuten, hier:

FAN#

Donnerstag, 5. November 2009

seitenwechsel #95

Freunde der VfLiebe! Dies ist schon die 95. Ausgabe des Seitenwechsels, unserer Brieffreundschaft über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Und mittlerweile ist es mehr als eine bloße Freundschaft: Joachim war vergangene Woche sehr ärgerlich, weil Martin sich tagelang nicht gemeldet und seinen Liebesbrief nicht beantwortet hatte. Wie das eben so ist unter Verliebten: So geht es nun auch nicht. Martins Friedensangebot gibt's diese Woche bei Seitenwahl. Und Joachim, die treue Seele, lässt Fünfe gerade sein, macht nicht einfach Schluss, sondern isst eine Bratwurst.

Lieber Martin,

ich muß zugeben, ich war letzte Woche sehr über Dich verärgert. Zum ersten Mal seit dem letzten Frisurwechsel von Angela Merkel habe ich mit irgendeiner fußballbezogenen Meinung rechtgehabt, und dann veröffentlichst Du das nicht. Ich wollte mir schon ein Loch graben und beleidigt schweigen, da hast Du das ganz große Internet-Kino ausgepackt, erst eine um Verzeihung heischende e-mail, Du seist in Gegenden Deutschlands gewesen, wo Deine emils Dich nicht erreichen konnten (als gäbe es so etwas noch), dann flugs nach dem Hamburg-Spiel noch meinen letzten Text rückdatiert veröffentlicht, um mir die Gnade der späten Genugtuung zukommen zu lassen – Du bist schon mit allen Kondenswassern gewaschen.

Nun, laß uns zurückkommen zur Normalität, und die lautet: Die Mannschaft holt wenig Punkte, und ich tue so, als sei das normal und okay. Ich höre, Stuttgart sei nervlich angeschlagen und spielerisch unpäßlich, dazu müde von der Reise nach Sevilla und personell dezimiert durch Verletzungen, außerdem in Erwartung eines Trainerwechsels und mit einer Mannschaft ohne Struktur, dafür mit Lehmann (ich möchte am Samstag gerne Balljunge sein…). Ich höre außerdem, Borussia hat nun den Knoten durchgehackt und kann befreiter aufspielen, alle haben wieder Spaß und wollen beschwingt laufen, rennen, fighten. Was schließe ich aus diesem Ganzen? Eben, klarer Fall: Wir verlieren.

Vielleicht hast Du nun etwas anderes erwartet, aber was ist denn passiert? Wir haben in Hamburg gewonnen. So what? Ich krame ja selbst gerne in Statistiken und suche akribisch heraus, daß wir seit drei Jahren kein Spiel mehr drehen, seit sieben Jahren keine Standardsituation mehr nutzen und seit dem dritten Kreuzzug keine Spitzenmannschaft (humpf…) mehr besiegen konnten. Aber was heißt das letztlich? Hamburg macht das 3:1 statt wir den Ausgleich, und wir haben verloren, obwohl wir das gleiche gute Spiel gemacht haben. So ist das im Fußball – alles hängt an wenigen Momenten, und mal dreht sich Glück so herum, mal in die entgegengesetzte Richtung. Am Ende sind Trainer und Mannschaft nach dem Sieg beim HSV genauso gut oder schlecht, wie sie es bei einer knappen Niederlage gewesen wären. Gleiches gilt aber natürlich für die Spiele vorher: Sie waren nicht schlecht, nur weil die Kölner nicht besiegen konnten oder gegen Hoffenheim verloren haben.

Und so hast Du natürlich recht, wenn Du sagst, wir sind derzeit der Chef im Unterhaus der Liga. Aber das ist relativ: Wenn Du bei den Geisterfahrern, die auf ihrer Insel tatsächlich meinen, den Fußball erfunden zu haben, der Chef im Unterhaus bist, bist Du der Big Boss, denn nur die Queen ist größer, und einen Königs haben wir selber. Und falls das nun bedeutet, daß ich ob dieser Phrase einen Taler – so nennen wir in Preußen drei Euro – ins Phrasenschwein werfen muß, so sage ich Dir: No way, das waren glatt drei Metaphern am Stück, dafür sitze ich ja schließlich seit drei Jahrzehnten am Spielfeldrand, um einmal im Jahr einen Satz mit mehr als vier Wörtern schreiben zu können (und ab und an recht zu haben, womit wir wieder beim Anfang wären).

Fazit: Samstag geht’s zum Park, das Bier fließt wieder, die Wurst schmeckt gleich scheußlich wie zuvor, doch wen stört es – wir haben mal keinen Druck, bis nächste Woche, wenn wieder alles sein wird wie zuvor. Und das ist ja eigentlich ganz kuschelig und gut so.

Es grüßt Dich, auf eine Veröffentlichung dieser Zeilen vor dem nächsten Auswärtssieg hoffend,

Dein Joachim

Mittwoch, 4. November 2009

agenda 2011

Die FDP will ja die Steuern senken, trotzdem ein paar öffentliche Milliönchen mehr ausgeben (klar, für Bildung und so), schießlich die Konjunktur ankurbeln und natürlich die Staatsschulden abbauen.
Nach einem kurzen Gespräch mit den Spitzen der Bundespartei hat sich Gladbach-Vize Rainer Bonhoff zu einem ähnlich fortschrittlichen Konzept für die Saison 2010/2011 durchgerungen: Die Eintrittpreise sollen fallen, Borussia will für einige Millionen auf Pump endlich echte Stars verpflichten, dann Meister werden und anschließend mit den Einnahmen aus der Champions League die Schulden zurückzahlen. Das klingt doch gut.

Dienstag, 3. November 2009

deutschlandtrend

Osnabrück als eine der zehn besten Fußballmannschaften Deutschlands spielt bekanntlich im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den FC Schalke 04. Ausweislich einer bestimmt repräsentativen Umfrage der Neuen Osnabrücker Zeitung freut sich darüber jedoch nur eine kleine Minderheit von 31,9% aller Befragten. 164,7% (sic!) hätten sich einen anderen Gegner gewünscht.

Das Ergebnis im einzelnen:

79,3 %: 1. FC Köln
35,1 %: Bayern München
31,9 %: Schalke 04
26,3 %: Werder Bremen
17,2 %: Fürth? Augsburg? Hauptsache, ein Zweitligist!
6,8 %: Hoffenheim

Montag, 2. November 2009

sms aus dem fußballhimmel

Nach dem Hamburgspiel zeigte sich VfL-Coach Frontzeck stolz, aber auch demütig. Ein Teil des Erfolgs zumindest sei nicht ihm und seinem klugen Training, sondern noch höheren Wesen anzurechnen, so der erste Fußball-Lehrer, der seinen Trainerschein beim Einwohnermeldeamt in Gladbach erworben hat: "Manchmal gibt es auch noch einen Gott, der das Glück auf die richtige Seite fallen lässt."

Unser lieber Freund und Herausgeber, der Fußballgott, hat uns gebeten, hierzu Folgendes klarzustellen:

Fußballgott
01-Nov-2009 13:13

Ich gratuliere dem VfL zum verdienten Sieg. Zugleich stelle ich fest: Ich habe in dieses Spiel nicht eingegriffen. Im Übrigen lässt man Glück nicht fallen, weder auf die richtige noch auf die falsche Seite. Merke: Glück und Glas...

Sonntag, 1. November 2009

boah!

Irgendwie war das so nicht geplant. Eigentlich hatten wir fest darauf gesetzt, dass Michael Frontzeck spätestens Weihnachten nicht mehr Trainer des VfL sein würde, Einwohnermeldeamt hin oder her. Aber so wird das natürlich nichts. Gewonnen. In Hamburg. Nach zweimaligem Rückstand. Das klingt nach Moral. Das klingt nach Mut. Das klingt gut. Dass Frontzeck Gladbach, das in Hamburg als "graue Maus" in den Medien angekündigt wurde, beleidigt sah, ist obendrein sympathisch. Borussia schließlich ist alles andere als eine graue Maus, Borussia ist lebendig. Selbst wenn es ein farbloses kleines Nagetier als Trainer hätte.